Mit der Übergabe eines Förderbescheides über 187.750,00 Euro stellen Bund und Land die Weichen für die dringend notwendige Sanierung der historischen jüdischen Trauerhalle – ein bedeutender Beitrag zum Erhalt unseres kulturellen Erbes.
Der jüdische Friedhof gehört zu den ältesten Zeugnissen jüdischen Lebens in der Pfalz. Bereits im Jahr 1522 wird er unter dem Namen „Judengrüben“ erstmals urkundlich erwähnt. Über Jahrhunderte hinweg diente er nicht nur der Wachenheimer Gemeinde, sondern auch den jüdischen Gemeinden der Umgebung als Verbandsfriedhof. Heute umfasst das Areal rund 8.350 Quadratmeter mit etwa 1.000 Grabsteinen aus mehreren Jahrhunderten.
Im Zentrum dieses Erinnerungsortes steht die 1895 errichtete Trauerhalle (Tahara-Haus). Sie ist eine der wenigen ihrer Art in Rheinland-Pfalz und besitzt nicht nur architektonischen Wert, sondern auch eine herausragende kulturelle und historische Bedeutung. Die Halle ist durch Feuchtigkeit und Witterung stark geschädigt. Tragende Holzkonstruktionen müssen erneuert, das Dach saniert und die historische Substanz umfassend geschützt werden.
Die nun zugesagte Förderung ermöglicht es, zentrale Maßnahmen umzusetzen: die Sanierung der Fachwerkstruktur, die Erneuerung der Dachdeckung, Restaurierungsarbeiten an Fenstern und Mauerwerk sowie konservatorische Eingriffe, um möglichst viel originale Substanz zu bewahren. Doch es geht dabei nicht allein um bauliche Arbeiten. Die Trauerhalle und der Friedhof sind lebendige Zeugnisse jüdischen Lebens und zugleich Mahnmale gegen das Vergessen.
Gerade heute, in einer Zeit, in der Antisemitismus wieder zunimmt, jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger in der Öffentlichkeit bedroht werden, ist es unsere gemeinsame Aufgabe, solche Orte zu erhalten und zu schützen. Sie erinnern uns nicht nur an die Geschichte der jüdischen Gemeinden, sondern fordern uns auch auf, Verantwortung für unsere Gegenwart und Zukunft zu übernehmen.
Mein Dank gilt dem Verein „Gegen das Vergessen“, der sich seit seiner Gründung im Jahr 2022 mit großem Engagement für die Bewahrung dieses Erbes einsetzt, ebenso wie dem Bund, dem Land Rheinland-Pfalz und allen Beteiligten, die dieses Projekt möglich gemacht haben.
Mit der Sanierung der Trauerhalle setzen wir ein sichtbares Zeichen – für Erinnerung, für Respekt und für ein friedliches Miteinander.
Torsten Bechtel
Stadtbürgermeister

